Der Fachkräftemangel in der deutschen Wirtschaft hat einen neuen Höchststand erreicht. Dies berichtet die Frankfurter Allgemeine Zeitung unter Berufung auf Studien der staatlichen Förderbank KfW und des Instituts der deutschen Wirtschaft (IW).

So fehlten demnach im April allein in den naturwissenschaftlich-technischen Berufen rund 320.000 Fachkräfte. Diese Fachkräftelücke ist damit mehr als doppelt so groß wie vor einem Jahr – zugleich ist sie größer als in vorangegangen Erhebungen seit 2011 in dieser Jahreszeit.

Mittlerweile sehen sich 44 Prozent der Firmen durch den Fachkäftemangel in ihren Geschäften gebremst. Dieser Anteil hat sich damit im Vergleich zum Vorjahr verdoppelt.

Bereits vor zwei Wochen hatte das IW gemeinsam mit dem Kompetenzzentrum Fachkräftesicherung (Kofa) berichtet, im März sei die Zahl der offenen Stellen, für die es rechnerisch bundesweit keine passend qualifizierten Arbeitslosen gab, auf den Höchstwert von gut 558.000 gestiegen. Damit habe sich der Mangel innerhalb von nur drei Monaten um weitere 88.000 offene Stellen vergrößert. Betroffen sei demnach der gesamte Arbeitsmarkt, besonders ausgeprägt in den Bereichen Gesundheit, Soziales, Lehre und Erziehung sowie in den Branchen Bau, Architektur, Vermessung und Gebäudetechnik.

Die KfW warnt deshalb davor, bei Engpässen "nur an Rohstoffe und Vorleistungen aus dem Ausland zu denken". Auch der Fachkräftemangel habe erhebliche Auswirkungen und diese seien "auf längere Sicht vermutlich noch gravierender". Deutschland brauche deshalb mehr Zuwanderung qualifizierter Arbeitnehmer – insbesondere aus dem Bereich der MINT-Berufe, also aus den Bereichen Mathematik, Informatik, Naturwissenschaft und Technik.

Der Generalsekretär des Zentralverbands des Deutschen Handwerks, Holger Schwannecke, sieht aber auch für seinen Bereich Handlungsbedarf. Auch Bäckern, Tischlern oder Elektrikerinnen mangele es an ausreichend qualifizierten Fachkräften, sagte er im ARD-Morgenmagazin. Das habe mehrere Gründe: Zum einen gebe es rund 100.000 weniger Schulabgänger als vor zehn Jahren, zudem fehle es an Wertschätzung für Handwerker und Kenntnis über Zukunftsaussichten in diesen Berufen.