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Wien ist wieder Zwei-Millionen-Metropole: Wie es dazu kam

von Ramon Bauer und Alexandra Prinz

In Wien lebten laut vorläufigen Daten am 1. Oktober 2023 mehr als zwei Millionen Menschen. Die Schlagzeile zu diesem demographischen Meilenstein beruht auf vorläufigen Daten des monatlichen Bevölkerungsmonitorings der Landesstatistik Wien. Dementsprechend überschritt Österreichs Hauptstadt im Laufe des September 2023 nach mehr als einem Jahrhundert wieder die symbolische Einwohnermarke von zwei Millionen. Wie es dazu kam, beleuchtet dieser Beitrag.

Bevölkerungsstand: 2 Millionen

Mit zwei Millionen Einwohnerinnen und Einwohnern ist Wien heute nach Berlin, Madrid, Rom und Paris die fünftgrößte Stadt der Europäischen Union und die zweitgrößte Stadt im deutschsprachigen Raum. Wien entwickelte sich im Laufe des 19. Jahrhunderts zu einer europäischen Metropole, erreichte bereits 1910 mit 2,08 Millionen die höchste Einwohnerzahl der Stadtgeschichte und galt danach über weite Strecken des 20. Jahrhunderts als eine schrumpfende und demographisch alternde Stadt. Im Jahr 1988 verzeichnete Wien mit nur noch 1,48 Millionen Bewohnern den Bevölkerungstiefststand im 20. Jahrhundert. Seit damals steigt die Bevölkerungszahl wieder an.

Bis in die 1980er-Jahre gingen Bevölkerungsprognosen auf Basis der damaligen demographischen Entwicklungen davon aus, dass die Einwohnerzahl Wiens auch in der Zukunft weiter zurückgehen würde. Es kam anders und Wien begann wieder zu wachsen. Seit den 1990er-Jahren gibt es wieder deutliche Bevölkerungsgewinne. Anhaltend stark wächst Wien seit Beginn des 21. Jahrhunderts, im Schnitt um nahezu 20.000 Menschen pro Jahr. Dadurch ist die Einwohnerzahl der Stadt seit dem Jahr 2000 um gut 400.000 Wienerinnen und Wiener gestiegen. Im zurückliegenden Jahr 2022 wurde mit +51.000 das stärkste jährliche Bevölkerungswachstum verzeichnet, seit es dazu (seit 1962) jährliche Daten gibt.

Internationale Zuwanderung ist Motor des Wiener Bevölkerungswachstums

Die Wiener Geburtenbilanz (die Differenz aus Geburten und Sterbefällen) war über weite Teile des 20. Jahrhunderts negativ, wodurch Bevölkerungsrückgänge nur in Jahren mit entsprechenden Zuwanderungsgewinnen kompensiert werden konnten; wie z.B. die sogenannte Gastarbeiterzuwanderung Ende der 1960er-Jahre und Anfang der 1970er. Seit 2004 hat Wien auch wieder eine positive Geburtenbilanz, die seitdem auch zum Gesamtwachstum der Bevölkerung beiträgt. Der überwiegende Teil des Wiener Bevölkerungswachstums der letzten Jahrzehnte ist allerdings auf Zuwanderung zurückzuführen.

Der Einfluss von Binnenmigration (die Zu- und Abwanderungen aus und in andere österreichische Bundesländer) auf die Bevölkerungsveränderung von Wien ist generell eher gering und schwankt seit Jahrzehnten zwischen leicht positiven und leicht negativen jährlichen Bilanzen. Der Großteil der positiven Wiener Gesamtwanderungsbilanz – und damit des Wiener Bevölkerungswachstums – geht also auf Zuwanderungsgewinne aus dem Ausland zurück.

Nach dem Fall des Eisernen Vorhangs und den Kriegen im ehemaligen Jugoslawien kam es Anfang der 1990er-Jahre wieder zu deutlichen Bevölkerungszuwächsen aufgrund von Zuwanderung aus Osteuropa und vom Westbalkan. Seit Österreichs Beitritt zur Europäischen Union im Jahr 1995 und dem vermehrten Zuzug aus Deutschland sowie anderen westeuropäischen Ländern ist die Wiener Wanderungsbilanz seit damals durchgehend positiv. Aufgrund der EU-Osterweiterung Anfang der 2000er-Jahre und der Öffnung des österreichischen Arbeitsmarkts für Arbeitnehmer aus den neuen EU-Mitgliedsländern in den frühen 2010er-Jahren blieben die jährlichen Wanderungsbilanzen weiterhin deutlich positiv. Die Fluchtbewegungen aus Syrien und Afghanistan führten zu einem weiteren Anstieg der Zuwanderungszahlen, insbesondere in den Jahren 2015 und 2016. Das zurückliegende Jahr 2022 markierte mit einem Bevölkerungszuwachs von +51.000 ein Rekordwachstum, wobei gut die Hälfte des Jahreswachstums auf die Zuwanderung von Vertriebenen aus der Ukraine zurückzuführen war.

Zuwanderung macht Wien demographisch diverser und jünger

Mit rund 39 % im Ausland geborener Bevölkerung ist Wien heute neben Brüssel eine der diversesten Millionenstädte der EU. Der Anteil stieg in den zurückliegenden beiden Jahrzehnten bedingt durch anhaltende Zuwanderungsgewinne aus dem Ausland stetig an. Serbien, Türkei und Deutschland sind heute die häufigsten Geburtsländer der nicht in Österreich geborenen Wienerinnen und Wiener. Während in den letzten Jahren die Bevölkerung mit Geburtsland Serbien kaum angestiegen ist und die mit Geburtsland Türkei bereits zurückging, hat sich die Anzahl der in Deutschland geborenen Wienerinnen und Wiener seit 2002 mehr als verdoppelt. Am stärksten angestiegen ist in den letzten 20 Jahren die Bevölkerung aus den neuen EU-Ländern in Mittel- und Osteuropa (vor allem aus Polen, Ungarn, Rumänien, Bulgarien und der Slowakei) sowie aus den Hauptflüchtlingsländern 2015/16 (vor allem aus Syrien und Afghanistan) und zuletzt aus der Ukraine.

Zuwanderung verändert nicht nur die ethnische Zusammensetzung, sondern auch die Altersstruktur der Wiener Bevölkerung. Wien galt in den 1970er-Jahren als eine der demographisch ältesten Städte der Welt. Der ständige Zuzug von meist jungen Erwachsenen zwischen 18 und 30 Jahren hat dazu geführt, dass das Durchschnittsalter der Wiener Bevölkerung in den letzten Jahrzehnten wieder leicht gesunken ist. Seit 2015 ist Wien das jüngste Bundesland Österreichs mit einem relativ hohen Anteil an Erwerbsbevölkerung zwischen 15 und 64 Jahren (knapp 70 %) und einem relativ geringen Anteil an Seniorinnen und Senioren über 65 Jahre (17 %).

Die wachsende Stadt

Wien hat sich in den zurückliegenden Jahrzehnten durch Zuwanderungsgewinne von einer demographisch alternden Stadt zu einer attraktiven und vielfältigen europäischen Metropole entwickelt. Seit der Jahrtausendwende ist die Stadt besonders rasant gewachsen; Wien war und ist nach der EU-Osterweiterung ein Anziehungspunkt für viele Menschen aus den Nachbarländern, aber auch ein “sicherer Hafen” für Geflüchtete aus Krisenregionen. Das dynamische Bevölkerungswachstum der letzten Jahrzehnte hat dazu geführt, dass Wien im September 2023 nach mehr als 100 Jahren wieder die Zwei-Millionen-Einwohner-Marke überschritten hat. Es ist davon auszugehen, dass die Stadt auch in den kommenden Jahren weiterwachsen wird. Auch das zukünftige Bevölkerungswachstum muss vorsorglich geplant werden um öffentliche Infrastruktur und Dienstleistungen für die Wienerinnen und Wiener auch weiterhin auf hohem Niveau anbieten zu können. Als Planungsgrundlage dafür erstellt die Landesstatistik Wien kleinräumige Bevölkerungsprognosen. Die nächste wird im November 2023 veröffentlicht.

 

Weiterführende Informationen

Monatliches Bevölkerungsmonitoring Wien
Alle Bevölkerungsdaten der Wiener Landesstatistik

Auf dem Weg zurück zur Zwei-Millionen-Stadt – die Entwicklung der Wiener Bevölkerung:
Teil 1: Eine Metropole entsteht (1850–1910)
Teil 2: Das Comeback einer demographisch gealterten Stadt (1910–2018)
Teil 3: Ein Blick in die Zukunft der Wiener Bevölkerung (2018–2048)

 

Über die Autoren

  • Ramon Bauer ist Leiter der Landesstatistik Wien in der Magistratsabteilung 23 der Stadt Wien.
    @metropop_eu
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  • Alexandra Prinz arbeitet in der Landesstatistik Wien (MA 23).

3 Kommentare

  • 9. Oktober 2023 von Margit cermak

    davon sind die hälfte nicht Österreicher

  • 30. Oktober 2023 von Hladik

    bravo für dieses kleine land

  • 4. November 2023 von Dr.Sabine STADLER

    sehr geerhte MA 23

    bitte wo sind die SERBEN die in WIEN am stärksten einwandern,also zeigen sie korrekt die DATEN und Fakten und mögeln sie nicht,es sind nur R UMÄNEN die WIEN gross machen ,und wo sind die DEUTSCHEN als grösste EINWANDERUNGSGRUPPE wo sind die Verträge mit Deutschland, die Österreich zwingen Deutsche in Massen hier durchzubringen,wer gestattet so ein geschreibsl.
    Dr.Sabine STADLER;WIEN

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